Enger: Zum letzten Mal versammelten sich am Sonntag, 21. August 2016 die Mitglieder der neuapostolischen Kirchengemeinde Enger-Spenge zu einem Gottesdienst in Enger und nahmen Abschied vom Kirchengebäude in der Rosenstraße 8.
Zur Profanierung des Gebäudes besuchte der Leiter des Kirchenbezirkes Herford, Bezirksältester
Helmut Hartwig (63) die Gemeinde und feierte mit den Gläubigen zunächst einen bewegenden
Gottesdienst mit dem Bibelwort aus 1. Samuel 7, 12: „Da nahm Samuel einen Stein und setzte ihn
zwischen Mizpa und Sen und hieß ihn Eben-Ezer und sprach: Bis hierher hat uns der HERR
geholfen.“
O Bethanien, du Friedenshütte
Nach dem Eingangsgebet trug der Gemeindechor das Lied vor: „O Bethanien, du Friedenshütte, du
dem Herrn, dem Herrn geweihtes Haus“ und sorgte für einen stimmungsvollen Einstieg in den
Gottesdienst.
Der Bezirksälteste beschrieb die Begegnung zwischen Jesus und den Geschwistern Maria, Martha
und Lazarus in Bethanien. Das Johannesevangelium spricht von einer engen Freundschaft mit dem
Gottessohn. >>Im Haus der drei Geschwister habe sich Jesus sehr wohl gefühlt. Für ihn war dieser
Ort und die Menschen, die ihn willkommen hießen, ein Ort der Freude, eine Friedensstätte<< sagte
Helmut Hartwig und nahm damit Bezug auf den letzten Gottesdienst in Enger.
>> Seit der Gemeindegründung, vor mehr als 60 Jahren, wurden unzählige Gottesdienste und viele
Segenshandlungen in diesem Gotteshaus gefeiert. Viele schöne, aber auch einige traurige
Ereignisse habt ihr als Gemeinde miteinander erlebt und manche persönliche Erinnerungen klingen
nach. Aber Gott war immer da und der HERR hat immer geholfen. Ebenso wie Jesus sich in
Bethanien sehr wohl fühlte, ist auch diese Gemeinde, dieser Ort, für euch ein Bethanien, eine
Friedensstätte, eine Heimatstätte geworden. Und so ist es auch verständlich, dass dieser letzte
Gottesdienst hier in Enger, mit Wehmut und ein bisschen Traurigkeit verbunden ist.
Aber wir wollen nicht dabei stehen bleiben und voller Zuversicht nach vorne schauen. Auch wenn
dieser Standort nun heute geschlossen wird, ist doch ein vertrautes Gemeindeleben nicht vom
Gebäude abhängig>> betonte Helmut Hartwig.
Eben-Ezer: Stein der Hilfe Gottes
Der hebräische Begriff Eben-Ezer, auch Eben-Eser oder Ebeneser, bedeutet etwa: „Stein der Hilfe
Gottes“. Mit diesem Begriff aus dem heutigen Bibelwort erinnerte Helmut Hartwig an die Gründung
der Kirchengemeinde Enger, am 14. Juli 1955.
In den frühen 1950-er Jahren, führte Helmut Hartwig aus, fuhr Apostel Wilhelm Knaupmeier mit
einem Begleiter durch die Stadt Enger: Warum, so fragte der Apostel gibt es in dieser Stadt immer
noch keine Gemeinde? Sein Begleiter erwiderte seufzend: Lieber Apostel, Enger ist ein hartes
Pflaster. Die Antwort des Apostels war liebevoll und tiefgründig als er sagte: Aber es sind gute
Steine.
Ehemaliger Gemeindevorsteher berichtet aus der Chronik
Nach dem Predigteil des Gottesdienstes trat der langjährige Gemeindevorsteher, Horst Hülsmann
(66) hinter den Altar und berichtete aus der umfangreichen Gemeindechronik. Priester Horst
Hülsmann, seit April 2015 im Ruhestand, war 31 Jahre lang verantwortlicher Seelsorger der
Gemeinde Enger und hat in dieser Zeit eine enge Beziehung zu den anvertrauten
Gemeindemitgliedern aufgebaut. Aus persönlicher Erfahrung konnte er an viele Ereignisse erinnern,
die das Gemeindeleben bis heute geprägt haben.
Abschlussgebet und Profanierung
Zum Ende des Gottesdienstes sprach der Bezirksälteste Helmut Hartwig ein liturgisches
Abschlussgebet und profanierte (entwidmete) das Kirchengebäude. Den feierlichen Schlusspunkt
setzten die fünf Diakone der Gemeinde und trugen die Altarbibel und die Abendmahlsgeräte
(Patenen) aus dem Gottesdienstraum in die Sakristei.
Profanierung: Was bedeutet das?
Der Begriff „Profanierung“ beschreibt die Entwidmung oder Entweihung bzw. Rückgängigmachung
einer Weihung. Das zugehörige Adjektiv „profan“ wurde im 17. Jahrhundert aus dem lateinischen
Wort profanus: „ungeheiligt, gemein, ruchlos“ oder „vor dem heiligen Bezirk liegend“ entnommen.
„Das Profane“ ist also von diesseitiger, weltlicher Natur.
Dem entgegen steht der Begriff „das Sakrale“. Beispielsweise wird in der Architektur je nach der
Nutzung zwischen „Profanbauten“ und „Sakralbauten“ unterschieden.
Nach kirchlichem Verständnis ist mit der Profanierung der Vorgang gemeint, der die gottesdienstliche
Nutzung eines Kirchengebäudes beendet.
Fusion zur neuen Gemeinde Enger-Spenge
Im Rahmen der demografischen Entwicklung und Zukunftssicherung der Gemeinden Enger und
Spenge fusionierten die beiden gut bekannten Nachbargemeinden bereits im Januar 2016 zur neuen
Gemeinde Enger-Spenge und besuchen seitdem die Kirche am Standort Spenge.
Die neue Gemeinde besteht aktuell aus 340 Mitgliedern und wird von Gemeindevorsteher, Evangelist
Ralf Pilgrim (51) geleitet. Ralf Pilgrim ist ehrenamtlich tätig und wird von weiteren elf ehrenamtlichen
Seelsorgern in seiner Aufgabe unterstützt.
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Bericht: Mark Waschulewski
Fotos: Dieter Uhmeier und Mark Waschulewski