"Wir sind doch alle Sünder - Warum verhalten wir uns dann nicht so?" Warum urteilen wir, wie schwer eine Schuld ist? Warum richten wir andere, positiv wie negativ, anstatt zuerst auf uns selbst zu schauen? Im Gottesdienst mit Bischof Peter Johanning kamen diese und weitere Fragen auf. Gerecht durch den Glauben können wir dank Gottes Gnade sein, aber dafür müssen wir selbst aktiv werden.
Am 12. August stand der Gottesdienst in der Neuapostolischen Kirche der Gemeinde Bad Salzuflen unter einem Wort des Apostels Paulus, der in seinem Brief an die Römer, Kapitel 5, Verse 1 + 2, schrieb: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird.
Durch Jesus Christus und sein Opfer haben wir Zugang zur Gnade. Der Bischof wies auf diese besondere Formulierung hin und stellte den Vergleich mit einer offenen Tür an. Sie wurde für uns geöffnet, aber hindurchtreten müssen wir selbst. Der Nächste und wie wir mit ihm umgehen hat einen unfassbar hohen Stellenwert in unserem Glauben, doch unser Blick kann getrübt werden durch Voreingenommenheit oder Ablehnung. Wir müssen uns trennen von Vorurteilen und der Vorstellung eines Schuldenkatalogs, sagte der Bischof, denn Gott allein kann über uns und andere richten. Interessanterweise ist Gott beides - Richter und Retter. Wir müssen uns auf ihn verlassen.
Evangelist Dirk Pfau fügte hinzu, dass ein Gespräch mit dem lieben Gott vieles klärt. Was uns selbst vielleicht geärgert hat, war eigentlich mit Gottes Einverständnis geschehen. Und fällt es uns bei diesem Gedanken nicht selbst auch leichter, Geschehenes zu akzeptieren und wieder nach vorn zu sehen?
Der Bezirksälteste Helmut Hartwig ging auf das vorangegangene Chorlied ein, als er in seiner Predigtzugabe auf die Wichtigkeit unseres Vertrauens zu Gott hinwies: "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt." Auf Gott können wir immer bauen. Suchen wir nicht in einem imaginierten Schuldenkatalog nach der Schwere des Geschehenen oder des Gegebenen, sondern überlassen die Bewertung unserem himmlischen Vater.
Der Bischof sensibilisierte die Gemeinde für den Unterschied zwischen "gerecht" und "sich rechtfertigen", da das Bibelwort nicht auf letzteres abzielte, obwohl wir vielleicht oft das Gefühl haben, uns rechtfertigen zu müssen. Gerecht sein in Gott bedeutet auch, mit Gott im Frieden zu sein, wie es Apostel Paulus im Römerbrief formuliert hat. Die Gnade hilft uns, gerecht in Gott zu werden, aber diese Gnadengabe müssen wir zunächst einmal annehmen.
Eine schöne Geste in diesem Gottesdienst stellte der Besuch aus unserer Partnergemeinde in Salzgitter-Bad dar, die uns ihre herzlichen Grüße übermittelte.